Sexualpädagogik – eine Sichtweise

Wenn wir uns umsehen, könnten wir zu dem Ergebnis kommen, dass wir in einer aufgeklärten Gesellschaft leben. Wir werden überflutet von nackter Haut, meist die von Frauen, Werbeplakate, Zeitschriften sind voll davon.

Nicht zuletzt hat wohl auch das Internet dazu beigetragen, dass wir heutzutage viel früher ran kommen – ran an sexuelle Inhalte.

Das Internet Ist in dieser Hinsicht ein Fluch und ein Segen. Jugendliche können sich so viele Pornos ansehen wie sie möchten. Wie sie sich aber zum Beispiel in einer Gruppe von FreundInnen verhalten sollen, das wissen einige nicht, denn Jugendliche von heute sind nicht selbstsicherer als jene von früher. Auch die Fragen, die Jugendliche beschäftigen haben sich kaum verändert. Neben den Fragen nach sexuellen Praktiken, Begriffserklärung usw. geht es auch oftmals um zwischenmenschliche Aspekte des Zusammenlebens.

Wie merke ich, ob mein Schwarm auch in mich verliebt ist? Wie lerne ich jemanden kennen? Wie kann ich ihr/ihm zeigen, dass ich ihn/sie gern habe? Bin ich schön genug? Damals wie heute geht es darum, in der Gruppe akzeptiert zu sein und sich selbst ein Stückchen näher zu kommen; denn hinter all den Fragen stehen auch oft große Verunsicherung und Zweifel dem eigenem Sein gegenüber.

Die Frage „Wer bin ich?“, die Suche nach Identität, die Halt und Sicherheit verleiht, begleitet die Jugendlichen, damals wie heute.

Grundsätzlich ist es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass Jugendliche sich diese Fragen stellen, dies immer schon getan haben und vermutlich auch weiterhin tun werden. Menschen neigen dazu, (sich) Fragen zu stellen, besonders welche mit existentiellem Inhalt.

Und genau hier setzt Sexualpädagogik an. Alle Fragen haben ihre Berechtigung und bekommen wertfrei einen Raum. Wichtig ist es auch „hinter“ die gestellte Frage zu sehen, denn oftmals steht sie für Zweifel und Unsicherheit, die nicht direkt angesprochen werden (können) – das große Ganze soll Platz finden.

Die Wert- und Moralvorstellungen unserer Gesellschaft können verunsichern und Menschen unter Druck setzen. Es gibt (zu) viele Mythen die immer noch die Runde machen. „Das erste Mal tut weh“, „Nach dem Geschlechtsverkehr aufs Klo gehen kann eine Schwangerschaft verhindern“ um nur zwei zu nennen. Diese falschen Informationen und die Unsicherheiten können als Widerspruch zu unserer scheinbar aufgeklärten und offenen Gesellschaft, in der wir scheinbar permanent von Sex umgeben sind, gesehen werden. „Geschönte Nacktheit“, Pornos, Sexspielzeug,… gaukelt Ihnen eine Welt vor, die es im echten Leben so nicht gibt.